Die ERP-Erweiterungen rund um den SAP S/4HANA-Kern sind der richtige Platz für Innovation und Intelligenz. Anwender profitieren in diesem Bereich von einigen interessanten Neuerungen in der SAP Business Technology Platform. Drei Tipps, wie Sie Daten effizienter organisieren und extensiver nutzen können.
Die Erwartungen von Kunden steigen zunehmend. Sie erwarten von einem Service-Anbieter oder Hersteller von Produkten nicht nur umfassende Informationen, sondern auch ein ansprechendes Benutzererlebnis, individuelle Produkte und Services sowie eine flexible Bereitstellung. Das sorgt für mehr Komplexität sowohl bei den Lieferketten als auch in der Kommunikation von Unternehmen.
Die aktuelle Erweiterungs- und Integrationsstrategie von SAP S/4HANA zielt darauf ab, Kunden bei der Bewältigung dieser Herausforderungen optimal zu unterstützen und bestmöglich auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Dafür wurden auf der SAP Business Technology Platform einige wichtige Innovationen umgesetzt. Die folgenden drei Tipps zeigen, wie Sie davon profitieren und was Sie bei der Erweiterung Ihres ERP beachten sollten.
TIPP 1: Erweitern Sie Upgrade-stabil mit dem neuen „Steampunk“
Erweiterungen sollten grundsätzlich auf der Cloud-Plattform der SAP (SAP Integration Suite und SAP Extension Suite) Seite-an-Seite mit SAP S/4HANA entwickelt und über eine public API an das SAP S/4HANA-System angebunden werden. Der Grund: Werden Erweiterungen beliebig an den SAP S/4HANA Kern angebunden und wird dabei auch noch der ABAP-Code modifiziert, entstehen Abhängigkeiten, die die Standardisierung von Commodity-Prozessen mindestens erschweren und automatische Upgrades des SAP S/4HANA-Kerns praktisch unmöglich machen.
Allerdings: Auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen. Soll beispielsweise das SAP Finance System um eine spezielle Lösung erweitert werden, ist die Entwicklung auf der SAP Cloud Platform nicht unbedingt sinnvoll – müsste doch das gesamte Universal Journal – mit unter Umständen mehreren Millionen oder gar Milliarden Einträgen – repliziert werden.
In diesem Fall ist die Entwicklung nahe dem Kern, in unserem Fall nahe des SAP S/4HANA Finance, das Vorgehen der Wahl – und zwar gegen öffentlich freigegebene public APIs, aber nicht im klassischen ABAP-Programmiermodell, sondern mithilfe des neuen „Embedded Steampunk“, so der Code Name für das neue SAP Cloud Platform ABAP Environment, das SAP in diesem Jahr für SAP S/4HANA Cloud und im kommenden Jahr für SAP S/4HANA On-Premises zur Verfügung stellen wird. Die neue ABAP-Entwicklungsplattform läuft außerhalb bestehender SAP-Systeme und erlaubt die Entwicklung HANA-kompatibler Erweiterungen, die sowohl side-by-side auf der SAP-Plattform also auch Upgrade-stabil in SAP S/4HANA laufen.
TIPP 2: Erweitern Sie auf der Basis konsistenter Stammdaten für durchgängige Prozesse
Das Anbinden von Erweiterungen oder das Verknüpfen verschiedener Anwendungen führt oftmals dazu, dass lösungsübergreifende Prozesse ausgebremst werden, weil Stammdaten nicht konsistent sind. Daten zu Kunden oder Produkten sind häufig in diversen Datentöpfen gespeichert, etwa im ERP- und CRM-System oder im Web-Shop. Darunter leidet die Qualität, denn die dezentrale Erfassung und Verwaltung von Stammdaten führt zu einem „schiefen“ Datenbestand. Setzen Sie daher auf ein konsistentes Stammdaten-Management mit einer Single-Source of Truth über alle Unternehmensstandorte und IT-Systeme hinweg.
Systemseitig unterstützt SAP die Stammdatenintegration auf der Business Technology Platform über das One-Domain-Model (ODM). Das ODM sorgt dafür, dass – in Ergänzung zum einheitlichen Stammdaten-Management des Kunden – auch die verschiedenen Anwendungen im SAP Portfolio eine gemeinsame Sprache sprechen und Daten einheitlich verfügbar machen.
Ein simples Beispiel dazu: SAP S/4HANA, SAP SuccessFactors wie auch SAP Field Glass verwenden die Domain „Employee“ – allerdings unterlegt mit einem jeweils lokalen Daten-Modell, das die eigentlichen Mitarbeiterdatenfelder enthält. Die meisten dieser Felder sind tatsächlich nur für die lokale Anwendung (etwa SAP SuccessFactors) interessant. Ein Kern von Attributen ist jedoch entlang bestimmter Integrationsszenarien für jede der drei Anwendungen von Bedeutung. Mithilfe von ODM lassen sich diese nun eins zu eins aufeinander abbilden. Das bedeutet, eine Anwendung von SAP – aber auch eine Partner-, Kunden oder Third-Party-Anwendung muss nur einmal ihr lokales Daten-Modell in das ODM-konforme Modell als gemeinsame Sprache übersetzen und kann dann mit allen Anwendungen, die an diesem Service hängen, kommunizieren.
TIPP 3: Planen Sie den Ablauf von Events – in der richtigen Reihenfolge
Einer Ihrer Mitarbeiter beendet in der kommenden Woche seine Probezeit. Danach sollte sein Gehalt angepasst und seine Zugänge zu bestimmten IT-Systemen freigeschaltet werden. Außerdem würden Sie ihm gerne eine Willkommensnachricht als Neuzugang in der Stammbelegschaft Ihrer Organisation zukommen lassen. Ereignisse im Lifecycle eine Mitarbeiters wie diese werden heute oftmals manuell und in beliebiger Reihenfolge abgewickelt. Vereinfachen Sie diese Prozesse, in dem Sie Ihre ERP-Plattform in Richtung Events erweitern.
Die SAP entwickelt derzeit ein solches Eventing für SAP S/4HANA, gewissermaßen als einen weiteren Anwendungsfall für das One-Domain-Modell. Ziel ist es, eine Event-basierte Architektur für Side-by-side-Erweiterungen zu etablieren. Eine entsprechende Extension ist bereits für den Hire-to-Retire Prozess konkret in Arbeit und wird im Mai für Pilotkunden und im August generell verfügbar sein: So wird die Verfügbarkeit von Mitarbeitern künftig über ein Eventing in SuccessFactors planbar sein. Entsprechende Ereignisse (wie Beginn oder Ende einer Projektphase) lassen sich dann als Workforce Availability Events anlegen – angelehnt natürlich an die Domains Workforce Availability sowie die Workforce Person – und können dann in Anwendungen wie SAP S/4HANA oder Digital Manufacturing Cloud für weitere Planungen konsumiert werden.
Fazit: Daten richtig einsetzen
Die Neuerungen bei den Erweiterungstechnologien rund um den SAP S/4HANA Kern zeigen in Nahaufnahme einmal mehr die Richtung an, in die SAP strebt: in Richtung intelligentes Unternehmen, mit der zunehmenden Nutzung von Daten über alle Grenzen hinweg (Produkte, Lokalitäten, IT-Systeme), das Ganze verknüpft zu Ende-zu-Ende-Geschäftsprozessen.
Anwendern, die die SAP Erweiterungstechnologien optimal nutzen wollen, sei an dieser Stelle ein letzter Tipp nahe gelegt: Machen Sie Ihr Unternehmen reif für die digitale Zukunft, indem Sie ihr Unternehmen datengetrieben steuern – aber setzen Sie dabei nicht auf alle oder irgendwelche Daten, sondern beginnen Sie damit sorgsam jene Daten herauszufiltern, die Ihnen einen Wettbewerbsvorteil sichern. Der Rest sind Commodity-Daten und gehört in Best-Practices Standard-Lösungen.
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