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Meldungen über die Pandemie, Handelsbarrieren und den boomenden Online-Handel füllen täglich die Schlagzeilen. Doch diese Entwicklungen sind nicht die einzigen Kräfte, die den Druck auf Lieferketten erhöhen. In Gesprächen mit Unternehmensführern ging es im vergangenen Jahr immer wieder um Herausforderungen für die Lieferketten der Unternehmen.

Probleme mit Lieferketten werden heute nicht mehr hinter den Kulissen behandelt, sondern haben längst die Führungsebene erreicht.

Stabile und nachhaltige digitale Lieferketten sind zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal geworden. Unternehmen erkennen inzwischen, dass sie ihre Geschäftsprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchgängig optimieren müssen – denn das Kundenerlebnis endet nicht an der Kasse. Vielmehr hat die Lieferkette sich zu einem bedeutenden Erfolgsfaktor für das Kundenerlebnis entwickelt. Unternehmen können das Kundenerlebnis und die Kundenzufriedenheit um mehr als 82 Prozent verbessern, wenn sie extrem stabile Lieferketten haben.

Deshalb streben Unternehmen von heute vier wichtige Fähigkeiten in Bezug auf ihre digitalen Lieferketten an.

Agilität durch synchronisierte Planung

Nie zuvor war es für Unternehmen so wichtig, in Echtzeit Einblicke in Prozesse zu erhalten. Denn nur, wer Abweichungen rechtzeitig erkennt und Störungen vorhersagt, kann entsprechend darauf reagieren. Ziel ist es, Ereignisse zu erkennen, bevor sie sich auf den Geschäftsbetrieb auswirken – und hier ist Agilität gefragt!

Synchronisierte Planung ist ein wesentliches Instrument, um Unternehmen agiler zu machen. Wir bei der SAP verstehen Planung als ein Kontinuum, das das gesamte Beschaffungs- und Liefernetzwerk umfasst – von der Produktion bis hin zur Logistikplanung. Was unsere Kunden wünschen, ist eine vollständige Sicht auf ihre Lieferketten und die Möglichkeit, die Auswirkungen von Anpassungen oder Änderungen innerhalb der Lieferkette auf nachfolgende Stufen zu untersuchen. Das ist es, was ihnen hilft, Risiken zu minimieren.

Synchronisierte Planung führt zu synchronisierter Umsetzung. Genauer gesagt ist das die Fähigkeit der reibungslosen Abwicklung von der Bestellung bis zur Auslieferung, die jedes Unternehmen anstrebt. Unsere Lösungen kombinieren daher die Szenario-bezogene Planung mit synchronisierter Ausführung, denn ohne synchronisierte Planung bleibt Flexibilität für Unternehmen ein Wunschtraum. Und die SAP ist in der einzigartigen Position, diesen Bedarf durchgängig abzudecken.

Produktivität durch intelligente Prognose

Unternehmen erreichen außerdem mehr, wenn ihre Fabrik- und Anlagenprozesse intelligenter, stärker vernetzt und autonomer werden – und wenn sie ihre Mitarbeiter entsprechend befähigen, diese Prozesse zu nutzen. Der Kern unseres Auftrags ist es, betriebliche Veränderungen in Fabriken und Anlagen im Unternehmensmaßstab zu unterstützen.

Eine Neudefinition von Produktion, interner Logistik, Qualität, Instandhaltung und Service­prozessen ist dabei entscheidend. Wir nutzen SAP HANA, um neue Szenarien bereitzustellen, die bisher ohne diese Technologie nur schwer zu realisieren waren. Gleichzeitig vereinfachen wir das Anwendungs- und Datenmodell. Technologien, die eine intelligente Vorhersage ermöglichen, können in Kombination mit Edge Computing und Cloud-Funktionen die Produktivität ankurbeln.

Wir unterstützen Tausende von Unternehmen dabei, ihre Produktion neu auszurichten. Dazu erstellen wir einen einzigen digitalen Thread für Produkte und Anlagen, vom Design in der Konstruktionsabteilung über die Herstellung im Fertigungsbereich bis zu den Instandhaltungs- und Serviceabläufen – den ganzen Weg eines Produktes von seiner Entstehung bis hin zu seiner Einstellung.

Partnerschaften in unserem Netzwerk sind ein wesentliches Element, um dies zu verwirklichen. Wir sind froh, mit Branchenführern wie Microsoft und Siemens zusammenzuarbeiten. Mit Microsoft kooperieren wir, um SAP-Lösungen auf dem Microsoft Azure Stack Edge bereitzustellen. Den Anfang macht dabei SAP Digital Manufacturing Cloud. So kombinieren wir Edge Computing im Fertigungsbereich mit intelligenten Fabrik- und Anlagenprozessen in der Cloud. Unternehmen können dadurch ihre erfolgsentscheidenden Prozesse mit hoher Verfügbarkeit ausführen. Das stellt einen Innovationssprung für alle Fertigungs­branchen dar.

Durch unseren Zusammenschluss mit Siemens ermöglichen wir es unseren Kunden außerdem, den Aufbau eines durchgängigen digitalen Threads zu beschleunigen. Letztes Jahr haben wir unser Portfolio für Product Lifecycle Management (PLM) mit der Teamcenter-Software von Siemens ergänzt. Heute gehen wir den nächsten Schritt und verstärken das Lösungsportfolio von Siemens mit SAP Asset Intelligence Network, SAP Asset Strategy and Performance Management und SAP Enterprise Portfolio and Project Management.

Vernetzte Zusammenarbeit innerhalb unseres globalen und intelligentenB2B-Netzwerk

Unternehmensweite Transparenz und Zusammenarbeit zu ermöglichen, sind nur ein Anfang. Richtig interessant wird es, wenn dies über die Grenzen eines einzelnen Unternehmens hinaus ausgeweitet wird. Doch viele Unternehmen werden durch unternehmensinterne Systeme ausgebremst, die nicht für Transparenz und Kooperation zwischen Unternehmen ausgelegt sind. Das schwächt ihre Fähigkeit, Veränderungen schnell voranzutreiben. Aus diesem Grund sehen wir die Notwendigkeit, die „eigenen vier Wände“ des Unternehmens hinter sich zu lassen und netzwerkorientierte Modelle zu verwirklichen. Unsere Lösungen wandeln fragmentierte Lieferketten in flexible, auf Zusammenarbeit basierende Netzwerke für Lieferung, Logistik, Anlagenmanagement und Kundenservice um. Sie bringen Transparenz und Intelligenz in Netzwerke und umfassen auch digitale Threads von Anlagen, Materialien und Fertigerzeugnisse.

Im Rahmen der Bereitstellung des SAP Business Network haben wir kürzlich unser neues Handelspartner-Portal eingeführt. Hier können Käufer und Lieferanten über freigegebene Daten und Workflows zusammenarbeiten und netzwerkweite intelligente Funktionen für ihre Entscheidungsprozesse nutzen. Wenn alle Netzwerke in einem Netzwerk zusammen­fließen, kann die Zusammenarbeit über das gesamte Netzwerk hinweg synchronisiert werden.

Nachhaltigkeit durch Kreislaufwirtschaft und Klimaschutzmaßnahmen

Durchgängige Prozesse reichen über die Grenzen eines Unternehmens hinaus. Das gilt auch für die CO2-Emissionen, die die Unternehmen verursachen. Stakeholder aus allen Bereichen fordern von Unternehmen nachdrücklich konkrete Maßnahmen zur Minimierung von Abfall, Emissionen und Energieverbrauch und zur Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks durch nachhaltige betriebliche Abläufe. Mit unserem neuen Produkt SAP Product Footprint Managementkönnen Kunden ihren CO2-Fußabdruck durchgehend für ihre Geschäftsprozesse – sogar unternehmens- und branchenübergreifend – analysieren und bewerten.

Allerdings wird der Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung und CO2-Emissionen gerade erst klarer: So können 45 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden, indem man Produkte anders herstellt und nutzt. Der Weg zu einer CO2-armen Zukunft ist ein Kreislauf, wie ich vor Kurzem geschrieben habe. Um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen wir lineare, bruchstückhafte Lieferketten in vereinte, auf Zusammenarbeit basierende und intelligente Geschäftsnetzwerke überführen. Der Abfall, den ein Unternehmen produziert, kann für ein anderes eine wertvolle Ressource sein. Mit unserem umfassenden Wissen über Geschäftsprozess-Software und unserem zweiten neuen Produkt für Nachhaltigkeit, SAP Responsible Design and Production, können wir solche Chancen nutzen.

Die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern ist heute wichtiger – aber vielleicht auch problematischer – als je zuvor. Deshalb bin ich in dieser Zeit enormer Unwägbarkeiten dankbar dafür, mit Führungskräften konkret darüber sprechen zu können, wie unsere Lösungen den Aufbau von stabilen Lieferketten unterstützen und mit ihrer Größenordnung nachhaltige Veränderungen in einer vernetzten Wirtschaft ermöglichen.

Dies sind nur einige der wichtigen Innovationen, die wir auf der SAPPHIRE NOW 2021 vorgestellt haben, und wir haben noch viele in Vorbereitung. Weitere Informationen finden Sie im SAPPHIRE NOW Innovation News Guide.


Thomas Saueressig ist Mitglied des Vorstands der SAP SE und für den Vorstandsbereich SAP Product Engineering verantwortlich. Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf LinkedIn veröffentlicht.