Ein selbstbestimmtes Leben, davon träumte Tannaz Piroozi schon als Mädchen im Iran. Heute ist sie Führungskraft bei SAP und spricht über ihre einzigartige Reise.
Wenn der dreizehnjährige Rayan mit seiner Mama Farsi spricht, ist das für ihn kein Problem. Ob iranisch oder deutsch, der Sohn von Tannaz Piroozi fühlt sich in beiden Sprachen und Kulturen zuhause. Für Tannaz selbst war das nicht immer selbstverständlich.
„Ich bin in einer Kultur aufgewachsen, in der Frauen immer noch nicht das Recht haben, über sich selbst zu entscheiden“, erklärt Tannaz. „Es war nicht leicht für mich in eine sehr freie, offene Gesellschaft zu kommen und auf eigenen Füßen zu stehen, mich unabhängig zu fühlen, Selbstvertrauen zu haben. Für mich war es eine lange Reise.“
Karriereziele sind für Frauen nicht wichtig?
Diese Reise begann in der iranischen Hauptstadt Teheran. Als Mädchen dachte Tannaz manchmal, ihre Eltern hätten es leichter, wenn sie als Junge zur Welt gekommen wäre, als ältester Sohn und nicht als älteste Tochter. Die Botschaft, die sie damals von der Gesellschaft, der Universität oder der Schule vermittelt bekam, lautete: „Du kannst an die Universität gehen, du kannst auch einen Beruf ausüben, aber Karriereziele sind nicht wichtig. Wichtig ist es, dass du Mutter wirst und auf deinen Mann hörst.“
Entgegen der gesellschaftlichen Konvention bestärkten Tannaz‘ Eltern ihre Töchter darin, zu studieren und zu arbeiten. Tannaz entschied sich für Rechnungslegung. Weil sie Mathematik und Zahlen liebt und auch, weil Buchhaltung zu den wenigen Berufen zählte, die im Iran jener Zeit für Frauen als akzeptabel galten. Inzwischen sind über 60 Prozent der Studierenden im Iran Frauen, wie das Middle East Institute in Washington angibt. Dies findet allerdings keine Fortsetzung im Arbeitsleben. Aktuell sind nur 15,2 Prozent der iranischen Frauen berufstätig.
Nachdem Tannaz einige Jahre in Teheran gearbeitet hatte, entschied sie sich für ein Leben in Deutschland. „Ich wollte frei sein und in meinem Leben weiterkommen, und diese Möglichkeit habe ich im Iran einfach nicht gesehen“, erzählt Tannaz. Sie könne nicht für andere Frauen aus dem Iran oder dem Nahen Osten sprechen, betont Tannaz, dies sei allein ihre persönliche Erfahrung.
„SAP hatte ich gar nicht auf dem Radar“
Noch im Iran lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, ging gemeinsam mit ihm nach Deutschland und absolvierte einen MBA in International Finance and Controlling.
Bis ihr Sohn zur Welt kam, war Tannaz berufstätig. Als sie ein paar Jahre später wieder ins Arbeitsleben einsteigen wollte, wendete sich das Blatt. „Mit einem kleinen Kind konnte ich nicht Vollzeit arbeiten“, erinnert sie sich, „aber Teilzeit kam für die Unternehmen, bei denen ich mich bewarb, nicht in Frage.“ Bis sie bei SAP in Walldorf die Möglichkeit erhielt, fünfundsiebzig Prozent zu arbeiten.
Lächelnd erinnert sich Tannaz: „Ursprünglich hatte ich SAP gar nicht auf dem Radar, ich dachte, die brauchen nur Softwareentwickler.“
Tannaz begann bei SAP im Projektmanagement- und Controlling. „Nach ein paar Jahren wurde mir klar, dass ich noch andere Stärken habe, ich kann Menschen zusammenbringen und Teams leiten.“ Sie probierte verschiedenes aus, leitete Projekte, war eine Zeitlang Scrum Masterin, befasste sich mit dem Thema agile Transformation und ließ sich innerhalb der SAP zum Agile Coach ausbilden.
„Als alleinerziehende Mutter brauchte ich Flexibilität“
Das klingt zunächst nach einer reibungslosen Karriere. Doch vor vier Jahren, als Tannaz und ihr Mann sich für eine Trennung entschieden, sah die Sache ganz anders aus. Plötzlich war sie eine alleinerziehende und berufstätige Mutter und mit Ende dreißig zum ersten Mal im Leben ganz auf sich alleine gestellt.
Zu Beginn eines neuen Schuljahres zogen sie und ihr Sohn in eine neue Wohnung. Ihr Sohn brauchte seine Mutter, wenn er mittags von der Schule nach Hause kam, zum Teil zu sehr unterschiedlichen Uhrzeiten. Die neue Situation erforderte viel Flexibilität und Tannaz, die inzwischen wieder Vollzeit arbeitete, war auf die Unterstützung ihrer Teamkollegen und ihrer Führungskraft angewiesen.
„Für mich und in meiner Situation spielt SAP eine sehr große Rolle auf dem Weg zu meiner Unabhängigkeit und der Art und Weise, wie ich lebe und wer ich jetzt bin. Als ich mich entschied, mein Leben als alleinerziehende Mutter zu leben, wusste ich, dass ich die Unterstützung meines Arbeitgebers haben würde, und das half mir bei meiner Entscheidung, diesen Weg zu gehen.“
„Mein Arbeitsalltag lässt sich inzwischen sehr gut organisieren. Mein Sohn ist fast vierzehn und viel unabhängiger, wir sind jetzt ein Team“, sagt Tannaz.
„Personalführung ist mein Ding“
Aktuell leitet Tannaz gemeinsam mit einem Kollegen das SAP S/4HANA Agile Center of Excellence, eine Rolle mit Personalverantwortung. Am glücklichsten ist sie, wenn sie Menschen um sich hat. „Ein Team zu führen und gemeinsam etwas zu erreichen, macht mir unglaublich viel Freude“, berichtet sie strahlend.
„Ich bin gerade wirklich glücklich, dass ich selbst über mein eigenes Leben, meine Karriere, mein Kind entscheiden kann.“ Für ihre Eltern ist Tannaz inzwischen die wichtigste Ansprechpartnerin. „Jetzt weiß ich, dass es für sie eine große Hilfe ist, dass ich eine Tochter bin und mein Leben so lebe, wie ich es lebe.“
SAP Women in Technology
„Als Frau, die für SAP arbeitet, bist du definitiv eine „Woman in Tech“, egal, welchen beruflichen Hintergrund du hast“, erklärt Christine Regitz, Leiterin der unternehmensweiten Initiative Women in Technology bei SAP.
In der neuen Videoserie „Women in Tech“ erzählen SAP-Mitarbeiterinnen ihre ganz persönlichen Geschichten, berichten über Erfolge und Chancen, aber auch über Rollenklischees und Herausforderungen. Sie alle haben den Weg in die IT-Branche gefunden – nicht nur über ein Informatikstudium, sondern auch über andere Karrierewege. Lasst euch inspirieren!