Fertigungsindustrie und Automobilbranche blicken mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr: Für die einen lief es blendend, andere hatten mit massiven Einbrüchen zu kämpfen. Doch egal, ob Boom oder Flaute: Wer künftig am Ball bleiben will, muss sich auf neue Regeln einstellen. Dazu braucht es vor allem nahtlose digitale End-to-End-Prozesse.
Das Jahr 2022 begann für etliche Automobilhersteller mit Katerstimmung. Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland 2021 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Neben den Folgen der Pandemie für Fertigung und Absatz stellt vor allem der Mangel an Halbleitern und Vorprodukten eine riesige Herausforderung für die erfolgsverwöhnte Branche dar.
Neue Trends verändern die Fertigungsindustrie
In der restlichen Fertigungsindustrie lief es dagegen deutlich besser. So rechnet der deutsche Maschinen- und Anlagenbau für 2021 mit einem Produktionswachstum von sieben Prozent. Angesichts der vollen Auftragsbücher erwarten Experten für 2022 sogar das beste Jahr in der Branchengeschichte. Trotzdem werden die nächsten Monate auch für die Gewinner in der Fertigungsindustrie kein Selbstläufer werden. Schon deshalb, weil der Ruf nach mehr Klimaschutz und emissionsarmen Produktionsverfahren sowie das Lieferkettengesetz die Betriebe massiv unter Druck setzen.
Um künftig auf der Erfolgsspur zu bleiben – bzw. zügig dorthin zurückzukehren – müssen Geschäftsmodelle und -prozesse schnellstmöglich auf Vordermann gebracht werden. Und zwar nicht nur, weil eine nachhaltige Produktion zunehmend zum „Must have“ wird. Sondern auch, weil die meisten Betriebe künftig weiter mit instabilen Lieferketten und volatilen Rohstoffmärkten konfrontiert sein werden.
Resilienz, Transparenz und Agilität werden für die Branchen Automotive und Manufacturing zunehmend erfolgsentscheidend. Bedeutet: Wer seine Daten und Prozesse nicht im Griff hat und seine Geschäftsprozesse verschlankt, wird auf Dauer in der Sackgasse landen. Dies gilt auch für die mittelständischen Zulieferer, die sich im Zuge des Wandels zur E-Mobilität zunehmend auf die Entwicklung, Fertigung und Vermarktung ganz anderer Teile wie früher einstellen müssen.
Drei essenzielle Handlungsfelder für Manufacturing und Automotive
Dementsprechend steigt der Digitalisierungsdruck. Umso wichtiger, dass die Unternehmen in den nächsten Monaten folgende Handlungsfelder mit Nachdruck angehen:
1. Business Process Intelligence: Optimierungspotenziale ermitteln
Einer aktuellen Roland Berger-Analyse zufolge dürfte die globale Halbleiterknappheit wohl noch einige Jahre andauern – und damit vor allem der Automobilindustrie weiter zu schaffen machen. Wenn weniger Chips geliefert werden, sinkt zwar insgesamt die Zahl der produzierten Fahrzeuge. Doch wenn die OEMs die vorhandenen Bauelemente effizienter einsetzen, können sie die Verluste begrenzen – zum Beispiel, indem sie die Chips in erster Linie in margenstarke Fahrzeuge verbauen.
Das erfordert allerdings ein hohes Maß an Agilität und damit die Bereitschaft, etablierte Produktionsabläufe flexibler auszurichten. Lösungen für die Business Process Intelligence (BPI) helfen dabei. Sie ermöglichen die Echtzeitüberwachung und -analyse von Prozessen und helfen dabei, drohende Engpässe rechtzeitig zu erkennen und die Fertigungsabläufe entsprechend proaktiv anzupassen.
Doch der Einsatz von BPI-Software rechnet sich keinesfalls nur in Krisenzeiten. Im Gegenteil: Selbst boomende Branchen wie der Maschinen- und Anlagenbau sollten ihre Prozesse permanent auf den Prüfstand stellen, um Optimierungspotenziale konsequent zu ermitteln und zu realisieren. Schließlich ist große Innovationskraft seit jeher ein wesentliches Qualitätsmerkmal der deutschen Fertigungsindustrie.
Doch nicht nur deshalb gewinnt die Business Process Intelligence in den Branchen Automotive und Manufacturing im laufenden Jahr weiter an Bedeutung. Denn die detaillierten Echtzeit-Analysen liefern auch wichtige Erkenntnisse für eine Verlagerung von Systemen und Prozessen in die Cloud – und schaffen somit die Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation.
2. Cloudifizierung: Intelligent zusammenarbeiten
Experten sind sich einig: Die Cloud rückt zunehmend ins Zentrum unternehmerischer IT-Infrastrukturen. Für Unternehmen der Fertigungs- und Automobilindustrie ist der Schritt dorthin allerdings mit immensen Herausforderungen verbunden. Schließlich sind sie durch oft über Jahrzehnte gewachsene heterogene Strukturen und Systemlandschaften geprägt.
Diese sicher in die Cloud zu verlagern ist alles andere als einfach. Aber trotzdem unverzichtbar. Denn Cloud-Architekturen in der IT der Betriebe bilden das Fundament einer intelligenten Industrie 4.0 und ermöglichen die Verarbeitung von produktions- und maschinenrelevanten Daten in Real-Time. Zudem stellen sie die Weichen für eine effiziente unternehmensübergreifende Zusammenarbeit.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Initiative Catena-X. Das europaweite Branchennetzwerk soll künftig Beteiligten der automobilen Wertschöpfungskette einen sicheren und unternehmensübergreifenden Datenaustausch in der Cloud ermöglichen. Neben Branchengrößen wie Mercedes, Bosch, SAP oder Siemens sind auch schon eine Reihe kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) an Bord. Insgesamt gehen die Marktforscher von Forrester davon aus, dass 2022 solche Branchenclouds weltweit einen regelrechten Boom erleben werden.
3. Sustainability: Nachhaltig transformieren
Ein weiteres „hot topic“ in der Branche ist und bleibt das Thema Nachhaltigkeit. Investoren, Stakeholder und Verbraucher rücken den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen zunehmend in den Fokus ihrer Entscheidungen. Genauso wie der Gesetzgeber, der beispielsweise mit dem Lieferkettengesetz oder der EU-Taxonomieverordnung neue Regeln vorgibt. Dementsprechend gilt es für Automobil- und Fertigungsunternehmen, zeitnah ihre Geschäftsgrundlage noch nachhaltiger auszurichten.
Wichtig dabei: Nachhaltigkeitsinitiativen dürfen sich keinesfalls nur auf einzelne Leuchtturm-Projekte beschränken. Das Thema erfordert vielmehr einen ganzheitlichen Ansatz. Wir als SAP helfen dabei nach Kräften und haben bereits unser gesamtes Produktportfolio für die Automotive- und Manufacturing-Branche um Nachhaltigkeitsdimensionen erweitert.
Etwa wenn es um die Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Produkte mit Hilfe von Carbon Footprint Management geht oder mit Lösungen zur Vermeidung von unnötiger Überproduktion bei einzelnen Bauteilen. Gerade die Automobilhersteller, die in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen sind, müssen ihre Prozesse verschlanken und weiter nachhaltig optimieren.
SAP NOW: Industry Talk Automotive & Manufacturing zu aktuellen Branchentrends
Was bedeutet das konkret und wie kann SAP die Fertigungs- und Automobilindustrie mit maßgeschneiderten Lösungen dabei unterstützen, noch besser zu werden? Das diskutieren Branchenvertreter, Digitalisierungsexpertinnen sowie Vordenker am 7. Februar von 15 bis 16 Uhr auf der virtuellen SAP NOW 2022.
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