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Der deutsche Kaffeeröster und Einzelhändler Tchibo setzt seit seiner Gründung im Jahr 1949 auf ein Geschäftsmodell, das auf Innovation abzielt. Das Unternehmen, das sich in den Anfangsjahren mit dem Versand von Röstkaffee per Post einen Namen machte, hat die Grenzen neuer Technologien immer wieder ausgelotet und 1986 sogar einen Vorstoß in den aufkeimenden Markt für Spielkonsolen gewagt.

Als Tchibo in Zusammenarbeit mit SAP das NFT Launchpad entwickelte, ging es nicht nur darum, „den Markt aufzumischen“. Tchibos Kernkompetenzen fußen auf kontinuierlicher Innovation. In Kombination mit den 50 Jahren Erfahrung der SAP bei der Bewältigung geschäftlicher Herausforderungen ideal, um das Potenzial des Web3 auszuschöpfen.

Das Ergebnis war das NFT Launchpad, mit dem Nutzerinnen und Nutzer Web3-basierte NFTs (Non-Fungible Tokens, nicht austauschbare Token) in einer Anwendung mit Web2-Unterstützung erstellen und verwalten können. Zum Abschluss des Leuchtturmprojekts lancierte Tchibo seine erste NFT Collection unter dem Namen „Tchibo Royalty Club“. Hierfür erstellte das Unternehmen über das NFT Launchpad 1.000 einmalige NFTs auf der Polygon-Blockchain. Um ein NFT zu erwerben, gaben Sammler ihre E-Mail-Adresse in das NFT Launchpad des Tchibo Royalty Club ein. Sie erhielten daraufhin eine E-Mail mit einem Link, über den sie ihre NFTs im Launchpad abrufen und anzeigen oder in ihr Cyberwallet übertragen konnten. „Goldene“ NFTs konnten in Prämien wie Tchibo-Kaffeedosen und Stifte mit dem Lapressa-Logo eingelöst werden.

Kundentreue sichern und relevant bleiben

Da das NFT Launchpad die besten Funktionen des Web2 und des Web3 miteinander verbindet, wird es damit für Unternehmen und Sammler einfacher, die zukunftsweisenden Technologien des Web3 für sich zu nutzen. Das Internet, wie wir es seit 25 Jahren kennen, wird auch als „Web2“ bezeichnet. Web2-Technologien haben den Grundstein für die Demokratisierung des Internets gelegt und es Nutzern ermöglicht, eigene Inhalte zu erstellen und mit Inhalten zu interagieren. Das Web3 bringt eine Dezentralisierung des Internets mit sich. Dadurch werden Transaktionen sicherer und durch die unabhängige Überprüfung mithilfe eines verteilten Blockchain-Netzwerks verifizierbar. Das Web3 ermöglicht es Unternehmen außerdem, die neue digitale Assetklasse für Verbraucher zu nutzen, die auf der Blockchain-Technologie und Smart Contracts basiert und unter anderem NFTs und Token umfasst.

Das Projekt hat darüber hinaus eine Vielzahl von Anwendungsbereichen offenbart, die Unternehmen bei der zunehmend schwierigen Aufgabe unterstützen, die Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Denn eine der größten Herausforderungen aller Einzelhändler besteht heute darin, sich wenigstens einen kleinen Anteil der Kundentreue zu sichern. Um Kunden gezielt anzusprechen und dabei profitabel zu bleiben, sind Unternehmen mehr denn je gezwungen, das Kundenerlebnis zu verbessern. Glücklicherweise lassen sich mit den Funktionen des Web3 vielfältige Szenarien unterstützen.

Von Kundentreueprogrammen bis hin zu digitalen Zwillingen können NFTs dazu beitragen, die Markentreue und die Kundenbindung zu stärken sowie den Umsatz zu erhöhen. Vor allem aber kann das Web3 die digitale Transformation von Unternehmen entscheidend voranbringen. So bleiben die Firmen auch für digital versierte Kunden der Generationen Z und Alpha sowie für die Verbraucher der Zukunft relevant. NFTs können für Marketingzwecke und zur Stärkung der Kundentreue genutzt werden. Sie können beispielsweise als Markenprämien, Werbeartikel oder exklusive Sammlerstücke ausgegeben oder für Werbung genutzt werden, durch die sich jüngere Verbraucher angesprochen fühlen. Digitale Zwillinge bieten Unternehmen völlig neue Möglichkeiten, ihre Zielgruppen anzusprechen, mit ihnen zu interagieren und Kundenbeziehungen aufzubauen.

Mit NFTs fördert Tichbo die Teilnahme an Schulungen

Ein digitaler Zwilling ist eine digitale Abbildung eines physischen Objekts. NFTs von digitalen Zwillingen können als Werbeartikel, Einladungen, Tickets für besondere Veranstaltungen wie exklusive Verkaufsaktionen genutzt oder für Preisnachlässe und physische Produkte eingelöst werden und damit ein kostengünstiger Einstieg in das Web3-Universum sein. Als Werkzeuge für Vertrieb oder Service stellen digitale Zwillinge außerdem eine ideale Möglichkeit dar, den Kunden auch nach dem Kauf ein besseres Erlebnis zu bieten. Ein Beispiel soll dies veranschaulichen: Wenn die Kontrollleuchte für den Motor Ihres Autos das nächste Mal aufleuchtet, bringen Sie das Auto nicht mehr sofort in die Werkstatt, sondern nutzen einen digitalen Zwilling, mit dessen Hilfe die Werkstatt eine virtuelle Problemdiagnose durchführen kann. Wer zuverlässigen Service erhält ohne aus dem Haus gehen zu müssen, wird sicherlich als Kunde wiederkommen.

Intern können Unternehmen NFTs außerdem als Anwesenheitsnachweis (Proof of Attendance Protocol, POAP) nutzen und so das Mitarbeiterengagement stärken. Tchibo hat derartige POAPs herausgegeben, um die Teilnahme an Schulungen zu fördern. Bei der SAP gibt es ein ähnliches Programm, in dessen Rahmen Mitarbeitende, die interne technische Vorträge besuchen, NFTs sammeln können.

Ob im Marketing, im Handel, bei Serviceanwendungen oder in anderen Bereichen: Mit den vielfältigen Möglichkeiten, die das Web3 bietet, können Unternehmen die entscheidenden Voraussetzungen für ihren Erfolg in der digitalen Geschäftswelt schaffen: durch Kundenbindung, Umsatzsteigerung, Verbesserung der Kundentreue und digitale Transformation.

 

Abdeckung der Bereiche Kundenbindung, Kundentreue, Umsatzsteigerung und digitale Transformation durch Web3-Anwendungsszenarien. Zum Vergrößern klicken.

NFTs als nachhaltige Incentives und Treueprämien

Das NFT Launchpad ist noch mit einem weiteren Vorteil verbunden, der den sich wandelnden Werten von Verbrauchern und Unternehmen Rechnung trägt. Da NFTs nicht hergestellt, verpackt und ausgeliefert werden müssen, können sie die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit erfüllen – insbesondere beim Einsatz des energieeffizienteren Konsensmechanismus Proof of Stake (PoS). Der Energieverbrauch von PoS entspricht ungefähr dem einer Google-Suche. Nach der Vorgehensweise des Teams erfordert die Erstellung eines NFT auf der Polygon-Blockchain nur ein Zehntel der Energie, die für das Veröffentlichen eines Tweets benötigt wird. Die Erstellung eines NFT in einem Proof-of-Work-Netzwerk (PoW) hingegen erzeugt einen 44.000 Mal höheren CO2-Fußabdruck.

Die Tatsache, dass der Proof-of-Stake-Mechanismus so viel energieeffizienter ist als das Proof-of-Work-Modell, liegt an der Art und Weise, wie Transaktionen validiert werden.

  • Beim Proof of Work in Netzwerken wie Bitcoin müssen Miner hochkomplexe mathematische Berechnungen anstellen, um Transaktionen zu validieren und neue Blöcke zu generieren. Dieser Prozess ist energieintensiv und erfordert sehr viel Rechenleistung, da alle Miner im Netzwerk diese Berechnungen durchführen und darum wetteifern, den Block zu erstellen und den Block Reward für das erfolgreiche Anhängen eines gültigen Blocks an die Blockchain zu erhalten. Sobald der erste Miner die Berechnung abgeschlossen hat, stellen alle anderen Miner die Verarbeitung des Blocks ein und fahren mit dem nächsten Transaktionsblock fort. Damit beginnt der Prozess von vorne. Der Energieverbrauch bei diesem Verfahren ist sehr hoch.
  • Proof-of-Stake-Netzwerke zeichnen sich durch höhere Energieeffizienz aus. Beim PoS-Modell erfolgt die Auswahl der Validatoren, die neue Blöcke erstellen dürfen, nach der Menge an Kryptowährung, die sie besitzen und als „Sicherheit“ hinterlegen. Sie verlieren diesen Betrag, wenn andere Validatoren zu dem Schluss kommen, dass der generierte Block ungültig ist. Da der Block nur von einem einzigen Knotenpunkt im Netzwerk generiert wird, müssen nicht zahlreiche komplexe und energieintensive Berechnungen gleichzeitig durchgeführt werden. Folglich ist der Energieverbrauch von PoS deutlich geringer als der von PoW. Proof of Stake ist damit ein nachhaltigeres Modell für Blockchain-Netzwerke.

NFTs haben darüber hinaus eine längere Lebensdauer als physische Waren, da sie ohne Einbußen bei der Qualität aufbewahrt, übertragen und gehandelt werden können.

Alpha-Release der NFT-Managementlösung von SAP

Auf der diesjährigen SAP Sapphire stellte die SAP das Alpha-Release ihrer NFT-Managementlösung vor: Mit der No-Code-SaaS-Lösung (Software as a Service) können Unternehmen digitale Web3-Assets erstellen, verwalten, ausgeben und abrufen. Über das Dashboard der Lösung können sie NFT-Sammlungen und -Kampagnen erstellen und verwalten sowie NFTs an Kunden ausgeben. Manager von NFT-Sammlungen und -Kampagnen können Kunden, die NFTs abrufen, ein individuelles Erlebnis bieten, indem sie z. B. bestimmte Vorteile mit den NFTs verknüpfen und Links hinzufügen, die den Zugriff darauf ermöglichen.

Mit Scannen des QR-Code sichert man sich ein individuelles Limited-Edition-NFT aus dem Alpha-Release der NFT-Managementlösung von SAP. Die NFTs werden an die ersten 50 Nutzer ausgegeben, die eines dieser beeindruckenden, nachhaltigen und individuellen digitalen Kunstwerke abrufen.

Der Tchibo-Slogan „Jede Woche eine neue Welt“, unter dem wöchentlich neue Sortimente in den Shops und Depots angeboten werden, lässt sich auch auf die Entwicklung von Unternehmenstechnologie übertragen. Man darf gespannt sein, welche Neuerungen Tchibo und das Web3 zukünftig hervorbringen werden.


Ritu Bhargava ist President und Chief Operating Officer von SAP Industry & Customer Experience.