Die Preisträger des Intelligent Spend Management Award (ISM) 2023 stehen fest. Der von Roland Berger und SAP verliehene Preis würdigt innovative, digitale Procurement Best Practices in der DACH-Region und zeichnet die besten digitalen Fortschritte in der Beschaffung aus.
Der ISM Award gilt als wichtige Auszeichnung für Digitalisierungsprojekte in der Beschaffung und wird jährlich von der Unternehmensberatung Roland Berger gemeinsam mit SAP vergeben. In der Fachjury sitzen CPOs, Branchenfachleute, Hochschulvertreter und Journalisten.
„Durch Kriege oder Lockdowns verursachte Unterbrechungen der Lieferketten, Lieferengpässe bei Halbleitern und der stärkere Fokus auf Nachhaltigkeit sind nur einige der Herausforderungen in der Beschaffung, die sich im letzten Jahr enorm verschärft haben“, heißt es in der Ausschreibung.
Eine gute Beschaffung und ein effizientes Ausgabenmanagement leisten heute neben Kosteneinsparungen auch Risiko- und Krisenmanagement, berücksichtigen Nachhaltigkeitsziele, fördern den Einkauf ethisch produzierter Güter und verbessern die Entscheidungsfindung durch Digitalisierung sowie Visualisierung.
Auszeichnung für innovative Lösungen im Spend Management
Für den Preis bewerben konnten sich Unternehmen mit bedeutsamen, innovativen digitalen Anwendungsfällen im Bereich Beschaffungs- und Ausgabenmanagement. Die drei Besten in jeder Kategorie wurden im März 2023 als Finalisten nominiert und Ende April der Jury vorgestellt. Ziel des Preises ist es, für eine höhere Sichtbarkeit der Gewinner in der Öffentlichkeit zu sorgen und die Bedeutung der Beschaffung an sich herauszustellen. Neben einem Gesamtsieger gibt es Gewinner in vier Kategorien.
Gesamtsieger des ISM Awards 2023 ist Brose
Gesamtsieger des ISM Award für die innovativste digitale Lösung im Bereich Procurement wurde der Automobilzulieferer Brose aus Coburg mit seinem „Integrated End to End Spend & Revenue Management“.
Im Jahr 2021 sah sich Brose vor die Herausforderung gestellt, dass die Einkäufer nicht immer die einzelnen Komponenten der Preisbestandteile zugekaufter Teile im Detail kannten und Preisänderungen nicht systematisch auf Auslöser zurückverfolgt werden konnten. „Das machte es für Einkauf, Vertrieb, Logistik und Controlling sehr schwierig Produktkosten und -erlöse sowie Ziele festzulegen und zu verfolgen“, heißt es in den Bewerbungsunterlagen für die Jury.
Um das Problem zu lösen, hat Brose den Prozess von Grund auf neu durchdacht. Die Auslöser werden nun digital und in Echtzeit erfasst. Seit 2022 herrscht bei Brose Transparenz über Preisänderungen bei Rohstoffen, technische Änderungen und Verhandlungen. Die Angaben sind für alle im Unternehmen verfügbar.
Die Verknüpfung der Rohstoffdatenbank über das SAP-System für rund 40.000 Teile von mehr als 1.400 Lieferanten mit über 150.000 Preisänderungen, führt zu einer höheren Transparenz und Geschwindigkeit bei den Verhandlungen mit Lieferanten und Kunden.
2023 soll der Geltungsbereich auch auf Energie und Löhne ausgeweitet werden und zudem zur Grundlage für die Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten und den CO2-Fußabdruck der Lieferkette werden. Die Plattform habe einen wesentlichen Beitrag zum positiven Unternehmenserfolg beigetragen: Brose konnte sein EBIT 2022 um einen zweistelligen Millionenbetrag steigern.
Sulzer gewinnt in der Kategorie „Business insights & foresights“
Das Ziel des Industriekonzerns Sulzer mit Sitz in Winterthur bei der digitalen Beschaffungsstrategie war es, ein globales, gemeinsames Datenmodell in einem gemeinsamen Prozess zu definieren. Die Strategie, die seit zwei Jahren umgesetzt wird, beruht auf den vier Säulen ERP, Lieferantenportal, Data Warehouse und Beschaffungs-Bot als Grundlage aller Einkaufsaktivitäten des Unternehmens.
Alle Beschaffungs- und Finanzdaten sind nun vollständig visualisiert. Bestellungen können mit nur drei Klicks versendet und bestätigt werden. Es besteht maximale Transparenz über ERP in einem Dashboard, was datenbasierte Entscheidungen ermöglicht. Erreicht wurden laut Sulzer eine Steigerung der Effizienz bei gleichzeitiger Reduzierung von Papier und manuellem Aufwand.
„Das gesamte Konzept, das Prozessdesign und die Datenintegration wurden vollständig von Sulzer-Mitarbeitern durchgeführt. Dadurch hatten wir die Freiheit, neue Anforderungen kurzfristig und ohne zusätzliche Kosten zu entwickeln“, heißt es in der Bewerbung.
Altana bekommt Preis in der Kategorie „Business Network“
Die Einkaufsabteilung des Chemiekonzerns Altana mit Sitz in Wesel wollte die Beschaffungsaktivitäten der einzelnen Rechtseinheiten konsolidieren und analysieren. Die Daten stammen aus 37 verschiedenen ERP-Systemen, die bisher in vielen manuellen und zeitaufwändigen Prozessen konsolidiert werden mussten.
„Das aus der Datenkomplexität resultierende Wissen wurde in der Vergangenheit leider nicht ausreichend genutzt, um nachhaltige Resilienz-Lieferketten zu gestalten und synergetisch am Markt zu arbeiten“, heißt es in der Bewerbung für den Preis.
Anstelle einer langwierigen Transformation der Systeme entwickelte Altana eine schnelle (Meta-)Plattform für Knowledge Engineering. Die erste Version von „Empower“ wurde 2022 fertig. Ziel war nicht nur die hundertprozentige Transparenz über alle Unternehmensausgaben, sondern – durch die Analyse der verfügbaren Daten – auch die Möglichkeit detaillierte Einblicke, zu erhalten. Die bald verfügbare zweite Version soll KI-Algorithmen integrieren.
Vaillant Group siegt in der Kategorie „Operational Excellence“
2018 startete die Vaillant Group, Spezialist für Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik aus Remscheid, ein groß angelegtes Geschäftsprozess- und IT-Transformationsprojekt mit dem Ziel, die Prozesse zu digitalisieren, konzernweit zu standardisieren und nach SAP Best Practices zu reorganisieren. Das Projekt „Digital Process World“ war geboren. Im Kern ging es dabei auch um die Umstellung von SAP ECC auf SAP S/4HANA.
Vaillant entschied sich, die gesamte Prozess- und IT-Landschaft von Grund auf nach einer Best-Practice-Vorlage neu aufzubauen. Die End-to-End-Prozess- und IT-Landschaft wurden von 2019 bis 2022 komplett neu definiert und „Einkauf 4.0“ noch vor dem SAP S/4HANA-Go-Live als eigene strategische Priorität implementiert. Zusätzlich zu rund 100 Best-Practice-Prozessen, etwa zur globalen Freigabe- und Signaturpolitik, wurden sieben neue IT-Lösungen in 18 Ländern eingeführt.
Manuelle Ausschreibungen und Auftragsprozesse über E-Mail und Excel, manuelle oder teilweise komplexe Genehmigungsprozesse, diverse selbst programmierte Tools für Bedarfsplanung und Ausgabenanalyse/-vorhersage sowie Z-Transaktionen im SAP ECC (Anwendungen, die zusätzlich zu den SAP-Originalprogrammen betrieben werden) gehören damit der Vergangenheit an.
Atruvia gewinnt in der Kategorie „Organizational Agility“
Atruvia, IT-Dienstleister für Volksbanken und Raiffeisenbanken aus Frankfurt am Main, hat seine Einkaufsprozesse für Materialien und Dienstleistungen digitalisiert und dadurch mehr Transparenz geschaffen. Zugleich schafft die Umstellung Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten und eine bessere Compliance.
„Wir haben es geschafft, das Beste aus zwei Beschaffungssystemen für unser Unternehmen zu adaptieren und so zu implementieren, dass wir vollständige Transparenz, ein hohes Maß an Qualität, Service und Compliance entlang unserer Kernprozesse (Source to Contract und Purchase to Pay) einschließlich des externen Workforce Management erreichen“, sagen die Verantwortlichen.
Gute Aussichten für die Gewinner
Die Award-Urkunden wurden den Gewinnern bei einem Festakt in Wien, dem Sitz des Vorjahres-Gesamtsiegers OMV, übergeben. Alle Preisträger erhalten einen ganztägigen Workshop sowie eine Videoreportage über ihren Anwendungsfall. Die Finalisten werden darüber hinaus in die „Spend Management Leaders League“ aufgenommen, ein exklusives Expertennetzwerk zum Austausch von Best Practices im Bereich Digital Procurement.