Die mittelständische Rohrer-Group, ein Anbieter von Industrieservices für die Öl- und Chemiebranche, ist gerade dabei auf SAP S/4HANA Cloud zu migrieren. Ihre Kunden, die ebenfalls intelligente Technologien und einheitliche Standards nutzen, setzen das voraus. Doch auch intern war klar: Die alten Systeme stoßen an Grenzen.
„Wir sind zum Wachstum verdammt“, sagt Johann Rohrer mit steirischer Gelassenheit. „Wir“, das ist sein Familienunternehmen, das er 1975 gegründet hat – mit zwei Mann. Heute arbeiten rund 3.500 Mitarbeiter in 14 Ländern für die Rohrer Group, die Industrieservices für Öl- und Chemiefirmen anbietet. Rohrer reinigt und repariert Tanks, Rohrer plant Anlagenstillstände und bietet dabei einen Großteil der erforderlichen Leistungen aus einer Hand an. Ein Geschäft in oft herausfordernder Umgebung, das den Arbeitern hohes Sicherheitsbewusstsein abverlangt – und dem Management einen sauberen Umgang mit Daten.
Um das Wachstum weiter bewältigen zu können, migriert Rohrer derzeit auf SAP S/4HANA Cloud. „Das ist eine Notwendigkeit“, stellt der Firmengründer klar. Zum 1. April, mit dem neuen Geschäftsjahr also, soll das neue System in Österreich live gehen. Wie das funktioniert, lesen Sie hier in weiteren Beiträgen, denn der Mittelständler berichtet dazu im SAP News Center live über die Implementierung.
Zu Rohrers Kunden zählen Konzerne wie BASF und Shell, voestalpine und die OMV. „Wenn wir einen Fehler machen, kann der Kunde seine Anlage nicht rechtzeitig wieder in Betrieb nehmen“, weiß der 65-Jährige. „Daraus entstehen Schäden, die schnell in die Millionenhöhe gehen.“ Und diese Kunden, selbst SAP-Anwender, verlangen heute die Datenübermittlung per SAP. Rohrer ist in seiner Funktion als Dienstleister eng mit Kunden und Partnern verbunden. Das Unternehmen ist Teil eines Eco-Systems. SAP S/4HANA Cloud soll den Datenaustausch innerhalb dieses Systems beschleunigen und vereinfachen. „Wir docken jetzt mit unseren Systemen an die Systeme unserer Kunden an“, erklärt der Firmenchef.
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Einheitliche Prozesse über 45 Standorte hinweg
Zwar waren der Treiber für die Entscheidung für SAP zunächst einmal die Kunden. Doch das Ganze hat auch interne Aspekte. Diese skizziert Business Developer Michael Friess, der bei Rohrer das Migrationsprojekt leitet, mit dem Stichwort Standardisierung. Er will über die 45 Standorte in Europa hinweg einheitliche Prozesse schaffen. Im heimischen Niklasdorf, wo Firmengründer Johann Rohrer nach wie vor lebt und in einem modernen, zweckdienlichen Head Office arbeitet, meldete sich vor allem das Controlling zu Wort. Das alte System stoße an seine Grenzen, hieß es. Man müsse konsolidieren und Transparenz ermöglichen.
Denn vor dem Umstieg auf SAP operierten die Sachbearbeiter in den unterschiedlichen Ländern mit mehreren Buchhaltungssystemen und verschiedenen Materialwirtschaftssystemen. Belege wurden mehrfach angefasst, vieles wurde händisch erledigt – genug Potenzial für Verbesserungen. Von SAP erwartet man sich ein großes, einheitliches System, mit dem sich Abläufe digitalisieren und vereinfachen lassen. „Bei der Wahl des Anbieters hat vor allem die Internationalität für SAP gesprochen“, merkt Friess an.
Bei der operativen Umsetzung holt sich Friess Unterstützung von der S&T AG, führender Anbieter von IT-Dienstleistungen und Lösungen in Zentral- und Osteuropa und SAP-Gold-Partner. „Jung und engagiert“ sei der Partner, schmunzelt er. Und das muss er auch sein, denn die Technologie von SAP S/4HANA Cloud ist ebenfalls noch jung. Bisher hat erst ein relativ kleiner Teil der SAP-Anwender auf die neue Cloud-Plattform aus Walldorf migriert. „In fünf Jahren sieht das ganz anders aus“, ist Michael Perfler, Business Unit Manager SAP bei S&t, überzeugt.
Kommunikation als wichtigstes Asset
Das Kernteam des Projektes beziffert Friess auf rund zehn Entscheider aus Fachabteilungen und Geschäftsleitung, IT und dem externen Partner S&T. Sein wichtigstes Asset umreißt der Projektleiter mit einem Begriff: Kommunikation. Er hat einen Jourfix eingerichtet, er telefoniert mit seinem Team, er spricht mit den Beteiligten auf allen Ebenen. Hier kommt ihm – trotz eines Umsatzes von rund 350 Millionen Euro – die Struktur eines inhabergeführten Mittelständlers zugute. „In der Rohrer Group sind die Hierarchien flach und die Entscheidungswege kurz“, sagt er. Das starke Commitment des Firmengründers zeigte sich bereits in den Workshops vor dem Rollout. „Immer war Herr Rohrer da und fragte bei einem Kaffee, wo wir stehen und wie wir weiterkommen“, erinnert sich S&T-Experte Perfler.
Während Perfler mit seiner spürbaren Begeisterung für die innovative Technologie als der technische Fachexperte des Projektes gelten kann, bewahrt Rohrer Senior die steirische Ruhe. Rund 45 Jahre ist sein Unternehmen alt. „Die Migration auf SAP S/4HANA Cloud wird ein paar Jahre dauern“, glaubt er, „und neuen Umsatz generiert das Projekt nicht.“ Doch ganz klar sieht er, dass das Schaffen einheitlicher Standards und die Harmonisierung mit den Kundensystemen Vorrang hat. Der genannte Zeitraum umfasst alle internationalen Standorte von Rohrer. In einem ersten Schritt wird die neue Lösung in Österreich, Rumänien und Frankreich ausgerollt. Das soll binnen weniger Monate abgeschlossen sein. Läuft alles nach Plan, folgen alle sechs Monaten weitere Länder des global aufgestellten Unternehmens.
Für Rohrer bleiben die Anforderungen der Kunden Triebfeder seiner Geschäftstätigkeit. Expandiert hat er quasi von Firmengründung an, zuletzt kam 2018 die Rohrer Suisse AG dazu. Projektleiter Friess sagt: „Die Migration ist für uns die nächste Dimension in unserer digitalen Entwicklung.“ Von daher hat er auch kein eigenes Change Management aufgesetzt – Rohrer verändert sich ohnehin ständig. Das Unternehmen ist eben zum Wachstum verdammt.