Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sind. Mit diesen vier Schritten können Unternehmen Schwachstellen in Lieferketten aufdecken.
COVID-19 hat uns vor Augen geführt, dass wir jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Für Experten im Bereich der Lieferketten stellt die Pandemie möglicherweise gerade deshalb einen historischen Meilenstein für Innovationen dar.
Laut Jeramy Ivener, Global Vice President für Customer Adoption and Engagement bei SAP Ariba, haben nur sechs Prozent aller Organisationen ihre Lieferketten vollständig im Blick. Noch besorgniserregender ist, dass bis zu 60 Prozent aller kleinen Unternehmen nach einem Katastrophenfall den Betrieb dauerhaft einstellen.
Doch wer die alarmierende Berichterstattung über die Auswirkungen der Pandemie bisher verfolgt hat, wird kaum weitere ernüchternde Zahlen benötigen. Unternehmen haben jetzt jedoch die Chance, einige Schwachstellen zu beseitigen, da immer mehr Regionen das Schlimmste hinter sich haben und Experten eine langsame Erholung prognostizieren.
„Unternehmen mit einer ganzheitlichen Sicht auf ihre Lieferkette können in dieser Krise Risiken schneller bewerten, überwachen und reduzieren, um die Geschäftskontinuität sicherzustellen“, erläuterte Chris Wang, Senior Director im Bereich Product Marketing bei SAP Ariba Supplier Risk. „Diese Organisationen können außerdem wertvolle Ressourcen schützen, indem sie statt isolierter und manueller Prozesse eine intelligente und automatisierte Lösung einsetzen.“
Risiken in globalen Lieferketten minimieren
Tatsache ist, dass die gegenwärtige Pandemie in einer zunehmend unbeständigen und eng verzahnten Welt nur eines von vielen potenziellen Risiken im Beschaffungswesen darstellt. COVID-19 ist zur aktuell größten Herausforderung weltweit geworden, aber auch andere Ereignisse und Probleme können folgenschwere Auswirkungen haben, etwa Naturkatastrophen, Handelskriege, Sanktionen und Cyberkriminalität.
In einer Videoschaltung beim virtuellen Event SAP Ariba Live haben Jeramy Ivener und Elizabeth Harris, Director im Bereich Global Customer Adoption Strategy bei SAP Ariba, die vier Schritte erörtert, mit denen Unternehmen die Risiken in Lieferketten minimieren können.
Schritt 1: Lieferantendaten zur optimalen Entscheidungsfindung heranziehen
Um fundierte Entscheidungen bezüglich der Risikofaktoren in Lieferketten treffen zu können, werden Echtzeitdaten benötigt, die Auskunft über potenzielle und künftige Risiken auf Lieferantenseite geben. Jede Organisation benötigt eine vollständige Sicht auf Verträge, Rechnungen und offene Bestellungen, aber auch auf alle internen und externen Faktoren, die finanzielle, operative, regulatorische, ökologische und soziale Risiken in Folge von Vorgängen in der Lieferkette signalisieren.
„Organisationen sind auf Informationen angewiesen, um vergangene und künftige Risikofaktoren bei jedem Entscheidungspunkt beurteilen zu können“, erklärte Wang. „Auf Grundlage der Risikosignale auf Lieferantenseite, die Sie während der Bezugsquellenfindung und im Vertragsprozess erhalten, möchten Sie mitunter bestimmte Vertragsbedingungen mitaufnehmen. Wenn ein Lieferant signalisiert, dass es zu unerwarteten Problemen aufgrund von Krisen wie COVID-19 kommt, möchten Sie eventuell die Zahlungsbedingungen erweitern oder ursprünglich vereinbarte Skonti beibehalten.“
Schritt 2: Gefährdete Lieferanten erkennen
Mit Echtzeitinformationen können Unternehmen gefährdete Lieferanten erkennen und fundierte Entscheidungen treffen, um potenzielle Probleme zu vermeiden. SAP Ariba beispielsweise bietet Kunden jetzt kostenfrei individuelle Berichte und Beratungen bezüglich des Risikos für Störungen in der Lieferkette. Diese Berichte kombinieren Daten von vielen externen Agenturen und Experten zu zahlreichen Themen aus dem Bereich Finanzwesen, Gesundheit und Logistik. Zudem liefern sie Informationen von SAP zum Risikomanagement und zu offenen Bestellungen von allen Kunden im Ariba Network.
„Das hilft Kunden dabei, die Situation ihrer gefährdeten Lieferanten einzuordnen und zu erkennen, welche Probleme sie haben oder haben werden und welche Aufträge und Transporte betroffen sind“, erläuterte Wang. „Mit diesen Daten können sie proaktiv agieren, um operative Abläufe aufrechtzuerhalten – unabhängig davon, ob Rohstoffe, Arbeiter, Transport oder andere Faktoren involviert sind.“
Schritt 3: Alternative Bezugsquellen suchen
Aufgrund der Pandemie wird händeringend nach neuen Lieferanten für viele Artikel gesucht. Experten zufolge wird es in den kommenden Jahre dennoch zu einigen unerwarteten Problemen bei Angebot und Nachfrage kommen. Aus diesem Grund benötigen Unternehmen zuverlässige Daten, um die Situation ihrer Lieferanten jederzeit nachvollziehen zu können.
„Transparenz in Bezug auf potenzielle Risiken ist nicht nur in Krisenzeiten wertvoll“, betonte Wang. „Organisationen, die Nachhaltigkeit großschreiben, müssen zum Beispiel auch mit Unternehmen zusammenarbeiten, die sich für Chancengleichheit bei ihren Mitarbeitern einsetzen, keine Kinderarbeit einsetzen und die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Unethisches Verhalten von Lieferanten kann dem Ruf eines Unternehmens schnell schaden.“
Schritt 4: Gefährdete Lieferanten stets im Blick behalten
Risiken entwickeln sich stetig weiter. Deshalb müssen Unternehmen den vollen Überblick über ihre gesamte Lieferkette bewahren. Warnsysteme und Informationen helfen ihnen, Geschäftsentscheidungen von der Beschaffung bis hin zum Einkauf und zur Zahlung zu treffen. Führende Unternehmen verfolgen fortwährend Risikosignale auf der ganzen Welt. Dabei kommen häufig künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen zum Einsatz, die für Compliance-Prüfungen und automatische Warnmeldungen für die jeweiligen Branchen sorgen. Durch die Zusammenführung all dieser Informationen können Teams unternehmensweit gemeinsam Risiken in der Lieferkette verfolgen, auswerten und reduzieren.
Risikomanagement für Lieferanten ist für die Bewältigung von Unterbrechungen in der Lieferkette unabdingbar. Obwohl dieses Prinzip bereits vor der Pandemie galt, ist es in Zukunft noch wichtiger, um die Geschäftskontinuität und den Schutz der eigenen Marke zu gewährleisten.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Forbes in der Rubrik SAP BrandVoice veröffentlicht.