Welche IT-Infrastruktur kann die Anforderungen der Digitalisierung bewältigen? Trotz der deutlichen Zunahme von Services aus der Public Cloud gilt das eigene Rechenzentrum (RZ) fast überall als unverzichtbar. Ausbau und Modernisierung des RZ hat wesentlichen Anteil an einer intelligenten Multi-Plattform-Strategie.
Die digitale Transformation setzt alle Unternehmen unter Druck, die Agilität ihrer IT-Infrastrukturen zu verbessern. Denn dass die traditionellen, über Jahre und Jahrzehnte gewachsenen IT-Landschaften die Erfordernisse der Digitalen Transformation nicht erfüllen, ist unter IT-Experten unumstritten.
Dabei müssen die IT-Verantwortlichen gleichsam einen doppelten Spagat bewältigen: Auf der einen Seite müssen sie ihre lokalen IT-Systeme so ausbauen, dass sowohl Legacy-Anwendungen als auch neue, digitale Applikationen sicher und effizient betrieben werden können. Auf der anderen Seite setzen neue, digitale Technologien meist auf Cloud-basierten Umgebungen auf, deren Daten und Applikation möglichst nahtlos mit den On-Premise-Systemen verzahnt werden müssen.
Aktuelle Studien zeigen, dass die Nutzung von Cloud Computing rasant zunimmt und besonders Services aus der Public Cloud einen immer wichtigeren Beitrag zur Dynamisierung der IT-Infrastrukturen leisten. Dennoch werden Cloud-basierte Services das eigene Rechenzentrum auf absehbare Zeit nicht ersetzen. Denn in vielen Unternehmen bilden gerade die lokal betriebenen Kernanwendungen wie ERP– und CRM-Systeme den Mittelpunkt der gesamten IT-Infrastruktur. Sie sind – trotz aller oft beklagten Nachteile – nach wie vor Garant für Stabilität, Daten- und Betriebssicherheit sowie zentrale Schaltstelle der Prozesslandschaft.
Serie: SAP NOW – Zukunft gestalten
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Bilder: Florian Schmitt
Die Studie „Application Platforms Matter“ von Freeform Dynamics belegt, welchen Wert die Unternehmen ihrer eigenen RZ-Infrastruktur beimessen. Für die Mehrzahl der befragten IT-Führungskräfte hat die Modernisierung des eigenen Rechenzentrums die höchste Priorität, wobei sie eine Doppelstrategie ins Auge fassen: Sie wollen sowohl die Auslagerung von Workloads in die Cloud forcieren, als auch – wichtiger noch – den Ausbau des eigenen Rechenzentrums vorantreiben.
Zweigleisige Plattform-Strategie
59 Prozent der Befragten nennen die Modernisierung der RZ-Infrastruktur als Priorität, während das bei der Nutzung von gehosteten Cloud-Services bei 43 Prozent der Fall ist. Nach Einschätzung der Analysten von Freeform Dynamics kein Widerspruch, sondern eine intelligente, zweigleisige Strategie, die den überall entstehenden hybriden Umgebungen Rechnung trägt: „Die Wahrheit ist, dass eine einzige Plattform – egal welche Vorteile und Eigenschaften sie aufweist – nie die speziellen Anforderungen aller Applikationen optimal erfüllen kann“, schreiben die Studienautoren.
Dabei hat die Auswahl an Hardware-Systemen, die den IT-Architekten für die Planung ihrer lokalen IT-Infrastrukturen zur Verfügung steht, merklich zugenommen. Neben die konventionellen Systeme – jahrelang State of the Art und Standard in den Rechenzentren – sind heute neue Architekturkonzepte und Systeme getreten, die die traditionelle Trennung von Server, Storage und Netzwerk aufheben. Zusammengefasst unter dem Begriff SDI (Software Defined Infrastructure) oder SDDC (Software Defined Data Center) bieten eine Reihe von Herstellern unterdessen integrierte Systeme an, die speziell auf dynamische Workloads in virtualisierten und Cloud-Umgebungen zugeschnitten sind.
Die Digitalisierung verändert die Zusammensetzung von Workloads
Der Analyst Maximilian Hille von Crisp Research geht davon aus, dass die auf den neuen Architekturkonzepten basierende Hardware zwar die traditionellen Systeme nicht ersetzen, aber immer öfter ergänzen wird: „Durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle in nahezu allen Branchen und Wertschöpfungsbereichen, verändert sich auch die Zusammensetzung der Workloads in den Unternehmens-Rechenzentren.“
Der Betrieb von Rechenzentren und IT-Infrastrukturen sei bisher in erster Linie darauf ausgelegt, die Kernanwendungen der Unternehmens-IT standardisiert, stabil und sicher zu betreiben. Zukünftig müssten sich CIOs und RZ-Leiter aber auf eine neue Generation digitaler Anwendungen einstellen. „Der ständige Ausbau der Architektur-Landschaft um neue ‚alte’ Komponenten erscheint vor dem Hintergrund ständig steigender dynamischer Workloads nicht sinnvoll“, resümiert Analyst Hille.
Allerdings sind auch neue, Software-definierte Systeme kein Allheilmittel, denn ein Teil der bestehenden Applikationslandschaften ist historisch gewachsen und profitiert weder von einer Migration in die Cloud noch von Software-definierten Hardware-Systemen. Denn Legacy-Anwendungen benötigen oft dedizierte IT-Umgebungen oder Software-Stacks und lassen sich nicht – oder nicht zu vertretbaren Kosten – in virtualisierte Umgebungen übertragen.
Nicht alle Legacy-Applikationen sind auf moderne Plattformen portierbar
„Natürlich macht es oft Sinn, ältere Anwendungen in Cloud-Umgebungen zu migrieren. Allerdings ist das keineswegs immer möglich und auch nicht immer wünschenswert“, so das Fazit der Studienautoren von Freeform Dynamics.
Die Unternehmen sind sich dieser Herausforderung durchaus bewusst: Drei Viertel der von Freeform Dynamics befragten Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass sie den zukünftigen Anforderungen an ihre IT-Infrastruktur nur mit einem Multi-Plattform-Ansatz gerecht werden können. Zwar seien es in jüngster Zeit vor allem moderne, Cloud-basierte digitale Anwendungen, die zum Applikationsportfolio hinzukämen. Aber es gehe immer darum, jede Applikation unter technologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf der dafür jeweils optimalen Plattform zu betreiben.
Im Einzelfall nicht immer eine einfache Entscheidung: Migration von Legacy-Applikationen in die Cloud oder auf SDI-Systeme, Entwicklung neuer Cloud-nativer Software oder SaaS, Eigenbetrieb, Hosting oder IaaS?
Trotz der aktuellen Entwicklungen bei der Public Cloud und anderen Hosting-Optionen kommen die Analysten von Freeform Dynamics am Ende zu einer klaren Einschätzung: On-Premise-Systeme bleiben auch in Zukunft Dreh- und Angelpunkt für die IT-Services der Unternehmen und zentraler Bestandteil einer Multi-Plattform-Strategie.
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