Der Druck neue Geschäftsideen und -modelle umzusetzen, setzt die IT in Unternehmen des Energiesektors unter Zugzwang. Der Herner IT-Service-Provider rku.it reagiert mit einer SAP-basierten Plattform für alle Branchenakteure auf die veränderten Kundenanforderungen und will Geschäftsprozesse so flexibler und einfacher gestalten.
Knapp 80 Prozent der Verbraucher weltweit überdenken laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Capgemini in Folge der Corona-Krise derzeit ihr Kaufverhalten. Sie legen unter anderem mehr Wert auf Umweltfreundlichkeit. Dies wird die ohnehin schon steigende Nachfrage in der Energiebranche nach Ökostrom weiter antreiben, wie etwa die Ergebnisse der 15. Ökostromumfrage der Fachzeitung Energie & Management zeigen. Auch Unternehmen im Bereich der Elektromobilität gehören zu den Top-Gewinnern dieser Entwicklung: Die Investoreninitiative Principles for Responsible Investments (PRI) geht davon aus, dass Firmen, die in diesem Bereich federführend sind, bis zum Jahr 2025 Kursgewinne von bis zu 108 Prozent verzeichnen können.
Beide Zahlen stehen nicht nur für ein gestiegenes Umweltbewusstsein hierzulande, sondern auch für einen tiefgreifenden Wandel in der Energiebranche. Strom aus Sonne und Wind werden überwiegend in weit verstreuten Klein- oder Kleinstanlagen erzeugt. Die Stromgewinnung etwa aus Kohle in Großkraftwerken verliert, Geschäftsmodelle auf Basis dezentraler Energieerzeugung mithilfe erneuerbarer Energien gewinnen hingegen an Bedeutung.
Getrieben wird diese Entwicklung durch die Digitalisierung. Erst innovative Technologien wie Smart Metering machen es möglich Angebot, Nachfrage, Speicherkapazitäten und Netzwerkressourcen sinnvoll in Einklang zu bringen. Der umfassende Ausbau der Elektromobilität wird sich nicht nur auf die Umsätze beim Stromverkauf auswirken, sondern auch zusätzlichen Dienstleistungen rund um die Elektromobilität – wie zum Beispiel Ladeinfrastruktur oder Mobilitätsplattformen – Vorschub leisten.
Grenzen zwischen bislang getrennt agierenden Sektoren verschwimmen
Die neuen Geschäftschancen ziehen Marktteilnehmer anderer Branchen von der Immobilienverwaltung bis zum TK-Unternehmen an, die sich neue Geschäftsfelder in den einstigen Hoheitsbereichen der Energieversorger erschließen und mit diesen parallel bearbeiten; dadurch entsteht wiederum Raum für weitere neue Geschäftsmodelle. Die Komplexität der Fragestellungen, die sich aus dieser Entwicklung ergibt, erfordert aus Sicht von Branchenexperten geradezu zwingend die Kooperation mit vielen Partnern, um sich auf die eigenen Stärken konzentrieren zu können – mit der Folge, dass bisher getrennt agierende Sektoren immer mehr zusammenwachsen (so genannte Sektorkonvergenz).
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Diese Veränderungen wirken sich massiv auf die IT der Utility-Unternehmen aus. Letztere sind gefordert, über das Funktionieren des Commodity-Geschäftes hinauszudenken und neue Geschäftsideen ebenso wie neue Geschäftsmodelle vorausschauend zu unterstützen. „Für die Energieversorger kommt es zunehmend darauf an, die unterschiedlichen Wertschöpfungsprozesse irgendwie in Einklang zu bringen“, erklärt Timo Dell, Leiter Neue Geschäftsfelder und Mitglied im Management Board bei der rku.it GmbH. Der in Herne ansässige IT-Service-Provider stellt insbesondere Stadtwerken, ÖPNV-Betrieben und sonstigen kommunalen Unternehmen IT-Infrastrukturen sowie Cloud-Services bereit, übernimmt deren Betrieb und unterstützt diese Organisationen bei der Migration und Anwendung von SAP-Anwendungen. Die Lösungen des Service-Providers kommen etwa zum Einsatz, um beispielsweise den Energieverkauf abzurechnen, Energiedaten zu verwalten oder Geschäftsdaten zur Unternehmenssteuerung zu analysieren.
„Das Geschäft unserer Kunden entwickelt sich langsam, aber stetig über die reinen Commodity-Angebote rund um Strom, Gas, Wasser, Fernwärme hinaus. Viele Stadtwerke setzen etwa bereits auf den Verkauf digitaler Mehrwertdienste, den Verleih von E-Bikes oder die Bereitstellung von Services etwa für Photovoltaik-Anlagen“, sagt Dell. „Das ist häufig mit zahlreichen Schnittstellen verbunden, die nur über eine flexible Plattform zu managen sind. Als Dienstleister für kommunale Ökosysteme – als der die rku.it sich versteht – haben wir im Jahr 2019 entschieden, diesen Plattform-Ansatz konsequent mitzugehen, um die Geschäftsmodelle unserer Kunden optimal zu unterstützen.“
Datensicherheit als Schlüsselkriterium
Als technologische Basis für diese Strategie dient die SAP-basierte IT-Plattform „NextGen“. Auf der Basis von SAP S/4HANA , der SAP HANA Enterprise Edition und C/4HANA ist die Anwendung speziell auf die Bedürfnisse von Elektrizität, Gas- und Wasserversorgern, die Entsorgungsindustrie sowie ÖPNV-Anbieter zugeschnitten. Matthias Junker, Prokurist, Bereichsleiter Beratung und Mitglied im Management Board bei rku.it resümiert: „Einer Marktanalyse zufolge, die wir gemeinsam mit einem externen Berater durchgeführt haben, hat sich NextGen als die für unsere Zwecke zielführendste Technologie erwiesen.“ NextGen erfülle die zentralen Anforderungen der rku.it von offenen Schnittstellen, über eine flexible Lizensierung bis hin zur hohen Standardisierung und Automatisierung von Prozessen – und nicht zuletzt: in Sachen Datensicherheit. „Die Bereitstellung des sicheren Betriebs von Lösungen in unseren eigenen Rechenzentren ist Teil unseres Kerngeschäftes“, sagt Junker. „Deshalb waren die Sicherheitsstandards der Software ein Schlüsselkriterium bei der Auswahl.“
rku.it-Kunden profitierten durch die SAP-Partnerschaft auch von der jahrzehntelangen Erfahrung des Software-Riesen mit branchenspezifischen Geschäftsprozessen: „SAP liefert mit seinen Lösungen im Vergleich einfach die breiteste funktionale Abdeckung“, betont Junker. Im Sinne einer vollständigen digitalen Durchgängigkeit der Systeme, implementierte der Service-Provider neben den Utility-Lösungen zugleich auch S/4HANA Core und BW/4HANA, um kundenseitig an die Prozesse im Finanz- und Rechnungswesen sowie im Controlling und der Wartung anschließen zu können. Dazu Junker: „Damit schaffen wir das Fundament für ein mögliches datengetriebenes Geschäftsmodell bei unseren Kunden.“
Prozess- und Technologie-Plattform für alle Marktrollen
Und weil die Innovations- und Zukunftsfähigkeit ihrer Kunden ganz eng mit der Leistungsfähigkeit der zugrundeliegenden Plattform zusammenhängt, engagiert sich der Service-Provider – übrigens als einer von wenigen deutschen Dienstleistern – auch direkt bei der Weiterentwicklung der SAP C4U-Lösung: „Wir entwickeln die Plattform gemeinsam mit SAP auf Basis einer agilen Methodik weiter und arbeiten an einer neuen Prozess- und Technologie-Plattform für alle Marktrollen im deutschen Energiemarkt“, stellt Timo Dell die Kooperation mit SAP in den Zusammenhang. In die Zukunft gedacht soll dieser Einsatz die Akteure am kommunalen Energiemarkt viel näher zusammenbringen und Prozesse radikal vereinfachen – oder um es mit den Worten von Timo Dell zu sagen: „Die digitale Daseinsvorsorge wird zur gelebten Wirklichkeit, kommunale Ökosysteme können durch unseren Ansatz völlig neu gedacht werden.“