Gemeinsam mit der Deutschen Telekom und weiteren Partnern arbeitet SAP an der Corona-Warn-App. Eyk Kny, Development Director, und Thomas Klingbeil, Senior Developer, sind für die Entwicklung und die Architektur der Lösung verantwortlich. Im Kurzinterview sprechen sie über ihren Projektalltag.
Wo liegen Ihre Verantwortlichkeiten im Projekt?
Eyk Kny: In der Entwicklung kümmern wir uns um die technische Umsetzung der App. Diese umfasst das Design der Benutzeroberfläche, den Entwurf der Systemarchitektur, das Bauen der eigentlichen App und die Erstellung des Backends, also das, was im Hintergrund an Prozessen abläuft. Mit der Veröffentlichung des ersten Codes und des Architekturdokuments haben wir erste, wichtige Meilensteine unseres Entwicklungsplans bereits erfüllt.
Thomas Klingbeil: In der Arbeitsgruppe Systemarchitektur geht es um das Zusammenspiel der Applikationskomponenten. Dazu zählt die Integration der Schnittstellen (Application Programming Interface, API) mit Apple und Google. Und auch die Prozessfolge innerhalb der App, die angestoßen wird, sobald ein positiver Test vorhanden ist. Natürlich muss dieser Vorgang vor Missbrauch geschützt werden. Zudem stellen wir sicher, dass nur die wirklich benötigten Daten gesammelt werden. Die App fordert vom Nutzer keinerlei persönliche Daten wie Name, Alter oder Anschrift. Es werden ausschließlich verschlüsselte Codes verarbeitet. Wir definieren auch, wo die Daten gespeichert werden sollen. Zum Beispiel auf den mobilen Endgeräten. Und auch wann sie wieder zu löschen sind.
Die Corona-Warn-App soll für alle nutzbar sein
Was sind die größten Herausforderungen?
Kny: Die Anforderungen von Anwendungen für EndkonsumentInnen unterscheiden sich grundlegend von denen für Geschäftsapplikationen. Vor allem hinsichtlich der Skalierbarkeit. Business-Apps werden oftmals nur von Mitarbeitenden eines Unternehmens verwendet. Sie haben einen praktischen Nutzen wie die Vereinfachung von Geschäftsprozessen. Consumer-Apps werden unter Umständen von mehreren Millionen Personen heruntergeladen und sollen den User emotional ansprechen. Dies schlägt sich unter anderem im Design des User Interfaces nieder. Diesbezüglich ist Inklusion unser höchstes Gebot. Die Corona-Warn-App soll für alle nutzbar sein – unabhängig vom Alter, der Sprache, der physischen Konstitution oder dem Bildungsgrad einer Person. Zielgruppen mit Einschränkungen wie Seh- oder Hörschwäche müssen noch stärker berücksichtigt werden. Wir arbeiten zum Beispiel mit einfacher Sprache und intuitiver Bedienbarkeit.
Klingbeil: Daran angeschlossen geht es aus Architektursicht zusätzlich darum, Lösungswege für jedes mögliche Szenario zu erstellen. Zum Beispiel werden unter Umständen nicht alle Labore an die App gekoppelt sein. Es ist auch möglich, dass Testergebnisse nicht elektronisch verfügbar sind. Hier schauen wir, wie wir – basierend auf höchsten Sicherheits- und Datenschutzstandards – diese Informationen dennoch in die App einfließen lassen können. Ein zweiter kritischer Punkt war auch die Schnittstelle zu der API von Apple und Google. Sie entwickelt sich schnell weiter. Das heißt, die Architektur der App muss sich kontinuierlich anpassen. Natürlich hat auch die Interoperabilität mit den Applikationen anderer Ländern Einfluss auf die Architektur. Zum Beispiel hinsichtlich der Anbindung entsprechender Roaming-Funktionalitäten. Derzeit herrscht noch eine große Variabilität in unseren Nachbarstaaten bezüglich Fortschritt und der Entscheidung über das passende Modell. Wir stehen dazu im Austausch mit Ländern wie der Schweiz und Frankreich.
Enge Verzahnung der Projektpartner
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern?
Klingbeil: Wir arbeiten sehr produktiv und eng verzahnt miteinander, sind in täglicher Abstimmung und dadurch sehr fokussiert. T-Systems stellt die skalierbare Infrastruktur für die Corona-Warn-App und ist Experte in diesem Bereich. Das Fraunhofer Institut sowie das Helmholtz-Institut CISPA stehen uns gerade hinsichtlich der Bluetooth-Schnittstelle und der Datensicherheit beratend zur Seite. Das Robert-Koch-Institut legt die Parameter fest, ob und wie ein „Kontakt“ registriert wird. Wir sind sehr froh, die KollegInnen an unserer Seite zu haben.
Kny: Dem kann ich mich nur anschließen. Natürlich gibt es auch viele Anfragen und Hilfsangebote von außen. Insbesondere von der Open Source–Community. Die Vorarbeit, die durch das PEPP-PT-Konsortium erstellt wurde, ist für uns zudem eine sehr wertvolle Informationsgrundlage. Die Fraunhofer-Gesellschaft steht, wie von Thomas Klingbeil bereits erwähnt, den Projektpartnern bei der App-Entwicklung nach wie vor beratend zur Seite.
Alle verwendeten Fotos im Artikel sind vor der Corona-Krise aufgenommen worden.
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