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Für den Hersteller von kontaktlosen Kraft- und Drehmomentsensoren könnte es keinen besseren Zeitpunkt für die Einführung eines ERP-Systems geben als den Sommer 2020. Der Mittelständler gewinnt damit die gerade jetzt so notwendige Transparenz, Agilität und Geschwindigkeit. Und er beliefert eine Branche, die trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der Corona-Krise einen weiteren Boom erlebt.

Solche Sensoren benötigt aktuell vor allem eine Branche, die von der Corona-Krise und dem mit ihr verbundenen Wunsch nach gebührendem Abstand profitiert: die Fahrrad- und E-Bike-Hersteller. Elektroräder belohnen den Fahrer für die eigene Anstrengung: Je mehr er in die Pedale tritt, desto mehr unterstützt ihn zusätzlich der Motor. Drehmomentsensoren messen die Leistung des Bikers und teilen dem Elektroantrieb dadurch mit, wie viel PS er noch zusteuern soll.
Magnetic Sense hat diese Messung mit seinen Produkten genauer und zuverlässiger gemacht als bisher. Und ist entsprechend erfolgreich. Gerade ließen Geschäftsführer Markus Lang und seine Mannschaft bei einem Auftragsfertiger 100.000 Sensoren produzieren – für ein einziges E-Bike-Modell.
Und wer eine Wachstumsbranche beliefert, der wächst auch selbst. Aus 21 Mitarbeitern bei Firmengründung werden bis zum Herbst dieses Jahres circa 40 geworden sein.

Handgestrickte Lösungen sind fehleranfällig

Bisher war die deutsche Tochter der Schweizer Trafag AG im wesentlichen ein Team aus Entwicklern, das die beschriebenen Sensoren entwickelt und ihre Produktion bei externen Fertigern in Auftrag gegeben hat.
Die Entscheidung, daraus ein „richtiges“ Unternehmen zu machen, fiel Anfang 2019, weil Magnetic Sense-Produkte keinerlei Überschneidungen zu denen der Mutter haben – und weil die hohe Nachfrage eigenständige Strukturen schon damals allemal rechtfertigte.
Außerdem war dieser Schritt dringend notwendig, wie Eduard Rudi freimütig zugibt: „Ohne die aktuelle Einführung inklusive des richtigen Timings hätten wir ein ausgewachsenes Problem bekommen“, so der für die Produktion zuständige Softwareingenieur. Denn Magnetic Sense braucht das ERP-System nicht, um seine Strukturen zu modernisieren, sondern um überhaupt erst welche zu schaffen – und will im September eine neue Produktionslinie im eigenen Haus starten.

Kundenbeziehungen professionell managen

Entwickelt werden die Magnetic Sense-Sensoren in enger Kooperation mit dem jeweiligen Kunden und seinen Produkten. Deshalb ist jede dabei entstandene Lösung auch nur für genau diese Produkte nutzbar – und nicht etwa für E-Bikes anderer Hersteller.
Nicht nur solch innige, komplexe Kundenbeziehungen müssen professionell gemanagt werden, sondern auch die üblichen Standardfunktionen. „Es wurde einfach höchste Zeit, aus dem Team auch strukturell ein Unternehmen zu machen“, so Magnetic Sense-Geschäftsführer Markus Lang. Angebots- und Rechnungserstellung, Nachverfolgen der Zahlungseingänge und vieles mehr wurde zwar am Rechner, aber mit eher handgestrickten Lösungen wie Excel-Tabellen gemanagt. Was gleichermaßen zeitaufwändig wie fehleranfällig war. Und eine digitale Supply-Chain, wie vor allem Softwareingenieur Eduard Rudi sie sich wünschte, wäre ohne ein professionelles ERP-System schon gar nicht zu verwirklichen gewesen.
Dass sich Magnetic Sense letztendlich für ein SAP ERP in der Cloud entschied, hatte vor allem zwei Gründe, erzählt Markus Lang: „Erstens haben wir keine eigene IT-Abteilung – wie unsere anderen Gesellschaften – und wollen keine aufbauen, auch kein eigenes Hosting. Für uns ist es wichtig, möglichst schlank zu bleiben.“ Zweitens musste die Einführung schnell gehen.

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Fast die gesamte Umsetzung lief remote ab

Sich davon unabhängig zu machen, beschleunigt die Einführung spürbar. Anfang Mai mit Unterstützung des SAP-Partners anthesis GmbH gestartet, sind circa vier Wochen später erste Prozesse eingerichtet, ein Teil der Daten ist migriert. Im Juni laufen Anwenderschulungen, der Go Live ist für September geplant – und bisher ist man im Zeitplan.
Dass fast die gesamte Umsetzung remote lief, liegt auch an der aktuellen Corona-Krise – aber nicht nur. Sondern darüber hinaus an der Mentalität des jungen Magnetic Sense-Teams. Markus Lang: „Wir ticken einfach digital, suchen für alles zuerst eine IT-gestützte Lösung. Eine durchgängig digitale Denke ist gerade in Zeiten von Corona mit ihren erzwungenen Abständen nützlich. Und eine pragmatische, schnelle Digitalisierung der eigenen Prozesse und Projektionen bietet Mittelständlern die Chance, die eigene Position gegenüber Wettbewerbern zu verbessern.

Ohne funktionierendes ERP-System kein Wachstum

Diese Chance will Magnetic Sense zum einen nutzen, um sich als kompetenter Industriepartner für Drehmomentsensorik zu etablieren, den eigenen Namen (noch) bekannter zu machen und sein Image zu stärken. Zum anderen geht es darum, die eigene Kundenbasis zu verbreitern. Markus Lang: „Im Moment erwirtschaften wir achtzig Prozent des Umsatzes mit den Produzenten von E-Bikes. Doch für die Zukunft haben wir ausdrücklich auch die Autohersteller und Antriebstechnik in der Industrie im Visier.“ Um sich breiter aufzustellen und weiter zu wachsen, ist ein funktionierendes ERP-System unabdingbar.
Und vermutlich wird auch die Unternehmensmutter von der ERP-Einführung bei Magentic Sense profitieren, wie Markus Lang verrät: „Trafag betrachtet uns hier durchaus als Role-Model. Wenn wir die Einführung gut hinbekommen, dann gehen vielleicht auch die Mutter und weitere Töchter mit ihren bisher selbst gehosteten ERP-Systemen den Weg in die Cloud.“
Nichts ist in unsicheren Zeiten eben beruhigender, als sich Neuem auch schrittweise nähern zu können.