Brüssel hat heute den europäischen Gateway-Service gestartet. Die Corona-Tracing-Apps aus Deutschland, Italien und Irland arbeiten ab sofort Hand in Hand. Weitere Staaten folgen in Kürze. Damit warnen sich Europäer ab sofort gegenseitig vor einer drohenden Infektion. Ihre Smartphones tauschen dazu pseudonymisierte Schlüssel aus.
So lassen sich Infektionsketten auch über Landesgrenzen hinweg leichter identifizieren und unterbrechen. Für Europa ist dies ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Covid-19. Für die Deutsche Telekom und SAP ist dies ein weiteres Beispiel für gemeinsame Pionierarbeit. Die von beiden Unternehmen entwickelte deutsche Corona-Warn-App war durch den dezentralen Ansatz bereits bestens für einen europaweiten Einsatz geeignet.
Ein EU-System bringt aber eine ganze Reihe Herausforderungen mit sich:
Datenschutz: Security steht bei einem europäischen System für Corona-Tracing-Apps an erster Stelle. Der Gateway-Dienst sorgt für die Sicherheit der geteilten Schlüssel und pseudonymisiert diese. Die Identität der Nutzerinnen und Nutzer bleibt so verborgen. Zudem: Die Systeme, die hinter den Corona-Apps der Länder stehen – die sogenannten „Backends“ – kommunizieren ausschließlich mit dem Gateway und nicht untereinander. Das minimiert das transportierte Datenvolumen und maximiert den Datenschutz.
Stakeholder-Landschaft: Diese ist bei einem EU-Projekt ungleich größer als bei einem nationalen Projekt. Hier galt es, die verschiedenen Voraussetzungen und Anforderungen der teilnehmenden Mitgliedstaaten unter einen Hut zu bekommen.
Heterogenität: Die Länder nutzen verschiedene IT-Systeme und Programmiersprachen. Der Gateway-Dienst sorgt als Universal-Übersetzer dafür, dass alle miteinander ‚sprechen‘ können.
Skalierung: Das Gateway ist auf europäische Dimensionen mit mehreren Hundert Millionen Nutzern ausgelegt. Seine Leistung muss einer täglich wachsenden Nutzerzahl immer einen Schritt voraus sein.
Flexibilität: Staaten, die ihre Backends mit dem Gateway verbinden, können flexibel festlegen, wie Information über eine Infektion in Richtung Gateway bzw. aus dem Gateway fließen. Das Gateway bietet dabei drei Optionen für das Zusammenspiel zwischen nationalen Backends und Corona-Apps:
- „Ein Europa“
Alle Diagnoseschlüssel aus allen teilnehmenden Ländern werden über das nationale und europäische Gateway an alle App-Benutzer aus allen teilnehmenden Ländern verteilt. - „Reisender“
Auf dem Gerät von Reisenden: Reisende laden zusätzlich die Diagnoseschlüssel aller teilnehmenden Länder herunter, in die sie reisen.
Auf dem Gerät von Nicht-Reisenden: Nutzer im Inland laden neben den inländischen Diagnoseschlüsseln auch die Schlüssel aller reisenden Personen herunter. - „Land von Interesse“
Diagnoseschlüssel von Reisenden werden (zusätzlich zum Wohnsitzland) nur mit ausgewählten und relevanten Ländern geteilt.
Corona-Warn-App: Der Weg aus der Krise
Klarheit, was mit den Daten geschieht – das hat viel zum Erfolg der deutschen Corona-Warn-App beigetragen. Entwickelt inmitten eines Lockdowns – mit nahezu allen Projekt-Mitarbeitern im Home Office. Fertiggestellt unter immensem Zeitdruck und öffentlicher Beobachtung. Ein gemeinsames Open-Source-Projekt zweier Dax 30-Konzerne. Vergleichbares hat es noch nie gegeben.
Die Mühen haben sich gelohnt: Die deutsche Corona-Warn-App wurde bereits weit über 19 Millionen Mal runtergeladen: ein Vertrauensbeweis, mit dem wohl niemand gerechnet hat. Nun geht es darum, die App auch zu nutzen und positive Testergebnisse zu teilen. Jeder einzelne von uns kann so einen wichtigen Beitrag dazu leisten, wie schnell und vor allem gesund wir diese Krise meistern werden.
Die neuste Version 1.5 der Corona-Warn-App unterstützt das europäische Gateway bereits. Mit seinem Start gehen wir einen gemeinsamen Schritt weiter im Kampf gegen die Pandemie. Die Initiativen der Mitgliedstaaten vernetzen sich. Die Länder rücken zusammen. Die Union beweist Solidarität und Handlungsfähigkeit. Politisch geht vom heutigen Tag eine hoffnungsvolle Botschaft aus: Wir sind ein Europa. Und wir schützen uns gegenseitig gegen Covid-19.
Von Adel Al-Saleh, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG und T-Systems-CEO, sowie Jürgen Müller, Mitglied des Vorstands der SAP SE und Chief Technology Officer (CTO).
Weitere Informationen:
- Offizielle Seite des Open-Source-Projektes für die Corona-Warn-App
- Themenseite der Bundesregierung zur Corona-Warn-App
- Themenseite der Deutschen Telekom zur Corona-Warn-App
- GitHub: Corona-Warn-App
- Die Antwort der SAP auf COVID-19